LANG_DEUTSCH LANG_ENGLISH LANG_POLSKI LANG_ESPANOL


jetzt spenden

Vom „Brot der Armen“ zum Baum der Zukunft: Die Ess-Kastanie ist Baum des Jahres auf der Schwärzeachse

Eberswalde, 25.04.2018: Die Ess-Kastanie (Castanea sativa) wurde von der Dr. Silvius Wodarz Stiftung zum diesjährigen Baum des Jahres gekürt. Aus diesem Anlass pflanzt die Stiftung WaldWelten zusammen mit dem Eberswalder Bürgermeister Friedhelm Boginski und weiteren Stiftern wieder ein Exemplar des inzwischen achten „Baumes des Jahres“ auf der Schwärzeachse.

Die Art war ursprünglich in Südeuropa, auf dem Balkan und dem Kaukasus beheimatet und ist wahrscheinlich vor 2000 Jahren mit den Römern nach Norden gewandert. In Süddeutschland ist sie an geschützten Standorten vielfach verbreitet, im Norden aber eher selten anzutreffen. Hier findet man sie vor allem in Gärten und Parks, so auch im Forstbotanischen Garten der Hochschule für nachhaltige Entwicklung. Ein Ess-Kastanien-Bestand befindet sich zudem auf den Versuchsflächen der Hochschule im Stiftungswald.

Historisch wurde das Holz der Ess-Kastanie z.B. für Rebstöcke im Weinbau verwendet. Die Früchte dienten der armen Landbevölkerung bis ins 19. Jahrhundert als Hauptnahrungsmittel. Aber auch Wohlhabendere genossen die Kastanien als Delikatesse. So bekam Goethe jährlich von seiner Mutter eine Kiste aus Frankfurt nach Weimar geschickt. Heute denken Genießer an die Füllung für die Gans, Maronensuppe oder den herben Kastanienhonig. Auch bei Märchenfreunden dürfte der Baum Erinnerungen wecken. Pinocchio und die Kleine Hexe begegnen auf den Weihnachtsmärkten Maroni-Männern, die im Winter frisch geröstete Esskastanien anboten, eine Tradition, die sich inzwischen auch in unserer Region findet. Die Arbeit am offenen Herd war aber auch gefährlich - „für jemanden die Kastanien aus dem Feuer holen“ findet sich in vielen Sprachen als Ausdruck für unangenehme Tätigkeiten.

Bernhard Götz, wissenschaftlicher Leiter des Gartens und Vorstand der Stiftung WaldWelten, verweist auf die botanischen Besonderheiten des Baumes, der trotz seiner Einhäusigkeit auf Fremdbestäubung angewiesen ist. Die Ess-Kastanie ist trotz der Ähnlichkeit der Früchte nicht verwandt mit der Rosskastanie, die erst im 16. Jahrhundert nach Mitteleuropa kam. Im Zuge des Klimawandels wäre der anspruchslose Baum ein ernstzunehmender Kandidat für die hiesige Forstwirtschaft, ergänzt Harald Schill, Präsident der Stiftung, die sich auf Forschungen zur Anpassungsfähigkeit von Baumarten an den prognostizierten Klimawandel spezialisiert hat. Mit seinem schönen Holz und dem hohen Fruchtertrag liefert die Ess-Kastanie gleich zwei Rohstoffe. Ihre üppige Blüte dient zudem vielen Insekten als Nahrungsquelle und unterstützt so die Artenvielfalt. Der hohe Brennwert und schnelle Austrieb lassen auch den Anbau als Energieholz realistisch erscheinen.

Ab morgen ergänzt eine Ess-Kastanie die lebendige Ausstellung am Schwappachweg.

 

Download

 PM – Vom „Brot der Armen“ zum Baum der Zukunft (PDF)

Die Stiftung WaldWelten wurde 2010 als gemeinnützige Stiftung von der Hochschule für nachhaltige Entwicklung und der Stadt Eberswalde ins Leben gerufen. Ihre Schwerpunkte sind die Waldforschung und der Naturschutz, die Umweltbildung und Kulturförderung. Die Stiftung ist offizielles Projekt der UN-Dekade „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ und der UN-Dekade Biologische Vielfalt. 
 
Kontakt


Karin Siegmund, Geschäftsführerin Stiftung WaldWelten
c/o Forstbotanischer Garten, Am Zainhammer 5, 16225 Eberswalde

Tel.: 03334 657 487

Mobil: 01577 19 42 479
Mail: karin(dot)siegmund(at)hnee(dot)de

     Seite empfehlen